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BELT Themen

Ein Belt.

Eine Region.

Viel lokales Potenzial.

Bei den BELT Topics handelt es sich um Querschnittsthemen, die für viele Orte in der BELT Region als relevant identifiziert worden sind und denen in Zukunft, besonders nach der Fertigstellung der festen Fehmarnbeltquerung, eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Dazu gehören die Themen places of living, green-blue transition und business innovation. Während unter places of living die vielfältigen urbanen und ruralen Lebensräume in der Region verstanden werden, die sich den demographischen Veränderungen anpassen müssen, fokussiert die green-blue transition die Förderung nachhaltiger Transformationsprozesse im Energiesektor, im Verkehr und in der Hafenentwicklung. Business innovation beinhaltet die Entwicklung neuer Produktideen und Geschäftsmodelle, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, grenzübergreifende Zusammenarbeit zu stärken und langfristiges Wachstum in der Region zu sichern. 

 

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Die Themen

Asymmetrien in der Entstehenden Fehmarnbelt-Region

Mit dem Bau der festen Fehmarnbeltquerung etabliert sich schrittweise eine neue grenzüberschreitende Region, die Norddeutschland (über Fehmarn) mit Südostdänemark (über Lolland) verbindet. Diese Region wird nicht nur durch Infrastruktur gezeichnet, sondern auch durch politische, wirtschaftliche und soziale Dynamiken. Ihre geografische Abgrenzung lässt jedoch Interpretationsspielraum offen - sie reicht von einem Fokus auf angrenzende Kommunen bis hin zu umfassenderen Visionen, die Kopenhagen-Malmö mit Hamburg verknüpfen.

Das BELT-Projekt konzentriert sich auf regional-planerische Initiativen in den dänischen Kommunen Lolland, Guldborgsund und Vordingborg sowie im deutschen Kreis Ostholstein. Diese Gebiete sind am unmittelbarsten vom Tunnelbau betroffen und illustrieren unterschiedliche Reaktionen: Während dänische Kommunen eine hohe Dichte an Planungsaktivitäten aufweisen - ein Phänomen, das als „Fehmarn-Fieber“ bezeichnet wird - zeigen sich die deutschen Kommunen zurückhaltender oder gar ablehnend.

Unsere Kartierungsarbeiten zu Planungs- und Entwicklungsinitiativen in der Region scheinen Asymmetrien in den Planungssystemen und der Entwicklungskapazität offenzulegen. Die dänische Strukturreform von 2007 hob die regionale Ebene in der Raumplanung auf und übertrug den Kommunen größere Befugnisse zur Verfolgung wachstumsorientierter Strategien, etwa in den Bereichen Wohnungsbau, Tourismus und gewerbliche Entwicklung. Im Gegensatz dazu agieren deutsche Kommunen weiterhin innerhalb eines hierarchischen, mehrstufigen Planungssystems, in dem sowohl Kreise (z. B. Ostholstein) als auch Landesbehörden (z. B. Schleswig-Holstein) maßgebliche Steuerungsfunktionen ausüben. Die deutlich höhere Anzahl an Kommunen in Ostholstein (36 im Vergleich zu nur drei in einem flächenmäßig vergleichbaren Gebiet auf dänischer Seite) fragmentiert die Verwaltungsführung zusätzlich und schränkt die lokale strategische Autonomie ein.

Diese strukturellen Unterschiede spiegeln sich in divergierenden Entwicklungsstrategien wider. Dänische Kommunen - insbesondere Lolland - begreifen die feste Querung als transformative Chance und investieren aktiv in touristische Infrastrukturen, etwa in das geplante „Forlandet“-Gebiet mit Hotels und Freizeiteinrichtungen. Ziel ist es, langfristiger wirtschaftlicher Stagnation und Bevölkerungsrückgang entgegenzuwirken. In Ostholstein hingegen ist der Tourismus bereits etabliert, was sowohl die Kapazitäten als auch die Anreize für eine Expansion begrenzt.

Auch die öffentliche Wahrnehmung unterscheidet sich deutlich. In Deutschland ist der lokale Widerstand stark ausgeprägt, getrieben von Umweltbedenken und befürchteten negativen Auswirkungen des Baus (z. B. Lärm, Verkehr). Symbolische Protestformen wie blau angestrichene Kreuze an Häusern zeugen von dieser Ablehnung. In Städten wie Bad Schwartau ist eine geplante acht Meter hohe Lärmschutzwand zum Kristallisationspunkt des Unmuts geworden. Für viele deutsche Anwohner steht der Tunnel eher für Störung als für Chance - das dänische “Fehmarn-Fieber” trifft hier auf eine “Not In My Backyard”-Haltung.

Diese Asymmetrien werfen Fragen nach der regionalen Kohärenz auf. Während Dänemark mobilisiert, um die feste Querung als Wachstumsmotor zu nutzen, zeigt sich Deutschland weniger engagiert – möglicherweise aufgrund der vergleichsweise geringen Bedeutung Ostholsteins in der nationalen, raumbezogenen Wirtschaftsstruktur. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, droht die Querung zu einer bloßen infrastrukturellen Verbindung zwischen den Metropolen Kopenhagen und Hamburg zu werden, die die ländlichen Areale entlang der Strecke weitgehend ignoriert.

Um eine wirklich integrierte Fehmarnbelt-Region zu realisieren, müssen die Bemühungen über den reinen Infrastrukturausbau hinausgehen. Eine gemeinsame grenzüberschreitende Vision, gegenseitige Investitionen in Verwaltungskapazitäten und ausgewogene Entwicklungsstrategien sind unerlässlich, damit die Region nicht nur als Transitkorridor fungiert, sondern sich zu einem kohärenten sozioökonomischen Gebiet entwickelt.

[Übersetzung unterstützt durch generative KI]

Verfasst von Lilith Levana Herold, 2025

Nakskov "Faule Banane"

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Foto: Peter Sunke Larsen

Foto: Peter Sunke Larsen

Foto: Søren Rosenberg Jensen

Nakskov ist eine alte Handelsstadt im Westen von Lolland, gelegen am Ende des breiten und inselreichen Nakskov-Fjords. Mit 12.546 Einwohner:innen ist Nakskov die größte Stadt der Kommune Lolland.

 

Nakskov wurde im Mittelalter gegründet und erlebte seinen Aufschwung vor allem aufgrund der günstigen Wasserwege, die der Stadt schnell den Status einer Handelsstadt einbrachten und sie zu einem bedeutenden Zentrum des Handels machten. Mit Beginn der Industrialisierung siedelten sich in Nakskov wichtige Industriezweige an, darunter eine Schiffswerft und Zuckerfabriken, in denen die umfangreiche Rübenproduktion der Insel verwertet wurde. Dieser industrielle Erfolg zog Menschen von nah und fern an und markierte die sogenannte "Goldene Ära von Nakskov".

 

Heute jedoch ist die Erzählung über Nakskov und die gesamte Region Lolland weitaus weniger prosperierend. Die Schließung der Werft und die Auslagerung vieler Industriezweige ins Ausland führten zu einer steigenden Arbeitslosigkeit, einer Abwanderung der erwerbsfähigen Bevölkerung und einem Rückgang der kommunalen Ressourcen. Wirtschaftliche und soziale Herausforderungen führten zu einer Abwärtsspirale, aus der eine selbstverstärkende territoriale Stigmatisierung Nakskovs und Lollands als "Peripherie", verbunden mit negativen Konnotationen resultierte. Diese Stigmatisierung wird durch nationale Narrative verstärkt, die diesen Teil Dänemarks als sogenannte „rådne banan“ (wörtlich übersetzt: „faule Banane“) darstellen oder durch populäre Medienformate wie die Fernsehserie „På Røven i Nakskov“ (sinngemäß: „Am Abgrund in Nakskov“), die das Leben der Bewohner*innen als von schweren sozialen Problemen geprägt, schildern.

 

Es lässt sich nicht leugnen, dass die Kommune Lolland vor erheblichen Herausforderungen steht. Sie muss tief verwurzelte soziale Probleme mit äußerst begrenzten finanziellen Mitteln bewältigen, und die Möglichkeiten kommunaler Planung, das vorherrschende negative Narrativ über Nakskov und die umliegenden Gebiete zu ändern, sind begrenzt. Dennoch kann die Frage aufgeworfen werden, ob die Außendarstellung und das Narrativ über das Leben in Nakskov mit den alltäglichen Praktiken und Erfahrungen seiner Bewohner:innen übereinstimmt.

 

Als Reaktion auf diese negativen Darstellungen sind lokale Bewegungen wie „#LollandFalsterLovestorm“ entstanden. Diese Basisinitiative bringt Einwohner:innen zusammen, die die Schönheit und die Vorzüge des Lebens in der Region hervorheben möchten, und schafft so eine Art Gegen-Narrativ.

 

Ein Blick nach vorn zeigt, dass es auch größere, regionale Entwicklungsperspektiven im Zusammenhang mit der geplanten festen Fehmarnbelt-Querung gibt, die Norddeutschland mit Lolland verbinden wird. Diese geplante Infrastruktur hat zahlreiche Initiativen in der gesamten Region angestoßen. Viele hoffen, dass diese neue Verbindung einen dringend benötigten Aufschwung für Tourismus, Wirtschaft und Besiedlung in der Region bringen wird. Könnte dies also der Beginn einer neuen „Goldenen Ära“ für Lolland sein? Oder ist dies lediglich Wunschdenken?

Verfasst von Majken Toftager Larsen & Astrid Laura Dam, January 2025

Places of living

Ein wiederkehrendes Thema unserer Forschung auf der dänischen Seite der Fehmarnbelt-Region ist das Konzept des flexiblen Wohnens und seiner Bewohner*innen.

 

Im Jahr 2013 wurde das dänische Planungsgesetz so geändert, dass es Gemeinderäten erlaubte flexible Wohnberechtigungen für ganzjährige Wohnsitze erteilen zu können. In Dänemark besteht normalerweise eine Wohnpflicht für ganzjährige Wohnsitze, was bedeutet, dass Eigentümer*innen entweder selbst in der Immobilie wohnen oder sicherstellen müssen, dass sie vermietet wird. Mit einer flexiblen Wohnberechtigung entfällt diese Wohnpflicht jedoch faktisch. Die Immobilie kann dann entweder ganzjährig oder teilweise bewohnt werden, im Gegensatz zu Sommer- und Ferienhäusern, die nur unter bestimmten Umständen ganzjährig genutzt werden dürfen.

 

Das Ziel der Flexwohnsitzregelung war es, Eigentümer*innen für Immobilien, insbesondere in peripheren Gemeinden, zu finden, die Schwierigkeiten hatten, Immobilien zu verkaufen und daher einen Überschuss an Wohnraum aufweisen. Neben der Region Bornholm stehen die Kommunen Lolland, Guldborgsund und Vordingborg an der Spitze der dänischen Gemeinden, die die meisten flexiblen Wohnberechtigungen ausstellen, wobei die Gemeinde Lolland mit 711 Genehmigungen bis Ende 2023 führend ist.

 

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Flexwohnsitzregelung in Dänemark führten die leitenden Forschenden von BUILD an der Universität Aalborg Jesper Ole Jensen und Helle Nørgaard eine Umfrage zur Nutzung von Flexwohnsitzen in der Gemeinde Lolland durch. Der Bericht zeigt, dass 66 % der Flexwohnsitzbesitzer*innen die Immobilie als Ferienhaus gekauft haben, während 32 % sie als Test für einen möglichen dauerhaften Umzug in die Region erworben haben. Unter denjenigen, die nicht dauerhaft in ihren Flexwohnsitzen wohnen, geben 44 % an, zwischen 60 und 180 Tage pro Jahr in der Immobilie zu verbringen. Außerdem nehmen 93 % der Flexwohnsitzbesitzer*innen physische Verbesserungen und Renovierungen vor, wenn sie die Immobilie übernehmen. Der Bericht zeigt auch, dass die Regelung vor Ort allgemein unterstützt wird, da die Vorteile der Flexwohnsitze für die lokale Bevölkerung deutlich sind: Es gibt weniger verfallene und ungenutzte Häuser und wohlhabendere Bewohner*innen nutzen lokale Dienstleistungen.

 

Im BELT-Projekt zeigen unsere Gespräche mit Einheimischen in Städten wie Nysted in der Gemeinde Guldborgsund eine ähnlich breite Unterstützung für die Flexwohnsitzregelung, auch zehn Jahre nach ihrer Einführung. Nysted, eine alte Handelsstadt, zeichnet sich durch eine markante Architektur in der Hauptstraße mit kleinen, bunten und schiefen Stadthäusern aus, die oft in Fachwerkbauweise errichtet und mit Stockrosen an den Haustüren verziert sind. Die Einführung der Flexwohnsitzregelung im alten Stadtkern hat zur Renovierung mehrerer Hausfassaden geführt, was den ästhetischen Wert der Stadt erhöht hat und sowohl von den Einheimischen als auch von Besucher*innen geschätzt wird.

 

Allerdings stehen nun weniger Häuser für Einzelpersonen und Familien zur Verfügung, die sich dauerhaft in der Stadt niederlassen möchten. Die Einheimischen äußern zudem die Sorge, dass die eingeschränkte Nutzung dieser Häuser durch die Flexwohnsitzbesitzer*innen in Ferien und an Wochenenden den Druck auf die lokale Zivilgesellschaft erhöht, da weniger aktive Teilnehmer*innen für alltägliche Aufgaben zur Verfügung stehen. Diese Aufgaben reichen von alltäglichen Erledigungen wie dem Einkaufen im örtlichen Supermarkt während der gesamten Saison, dem Leeren und Zurückbringen von Mülltonnen an Müllsammeltagen oder dem Entfernen von Unkraut auf Gehwegen bis hin zu größeren organisatorischen Aufgaben wie dem Besetzen von Vorstandsposten in Vereinen oder der Planung von Gemeindeveranstaltungen.

 

Flexwohnsitze haben großes Potenzial, Leben in die Fehmarnbelt-Region zu bringen. Dies ist auch in der Nebensaison möglich, da sie im Vergleich zu herkömmlichen Ferienhäusern besser für die ganzjährige Nutzung geeignet sind. Trotz der positiven Ergebnisse des BUILD-Berichts über die Motive und Nutzungsgewohnheiten von Flexwohnsitzbesitzer*innen besteht jedoch weiterhin Verbesserungsbedarf, insbesondere bei der Integration von Flexwohnsitzbesitzer*innen in die alltäglichen Aufgaben der lokalen Gemeinschaft. Dies würde dazu beitragen, dass Flexwohnsitze und ihre Besitzer*innen stärker als Einheimische und weniger als Tourist*innen wahrgenommen werden.

Verfasst von Astrid Laura Dam Jensen, November 2024

Erkundung regionaler Perspektiven: Eine frostige Expedition

Guldborg

Nakskov

Nysted

Exploring Regional Perspectives: A Chilly Expedition

Nakskov

Nakskov

Nysted

Exploring Regional Perspectives: A Chilly Expedition

Nysted

Nakskov

Nysted

Im Februar 2024 begaben sich die Forscher:innen des BELT-Projekts auf eine kalte, aber interessante Expedition zu den Winterbadestellen in Guldborg, Nysted und Nakskov. Trotz der frostigen Luft bot die Reise durch die Befragung von Fokusgruppen einen tiefen Einblick in die Region.
Unter dem Aspekt der Regionalentwicklung bietet die bevorstehende Fehmarnbelt-Querung eine bemerkenswerte Chance, die gesamte Region auf beiden Seiten des Fehmarnbelts neu zu gestalten. Die BELT-Initiative geht diese Reise mit einer dezentralen Perspektive an und weicht von der gängigen Darstellung der Fehmarnbelt-Querung als reine Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Hamburg und Kopenhagen ab. Stattdessen versucht die Initiative, das gesamte Potenzial der Region zu erschließen, indem sie die lokalen Kapazitäten und nachhaltigen Entwicklungsmöglichkeiten genau erfasst.
Die BELT-Initiative verfolgt einen netzwerk- und akteurszentrierten Ansatz und zielt darauf ab, eine gemeinsame und lokal verwurzelte Planungsvision für die Fehmarnbelt-Region zu entwickeln. Diese Vision wird durch ein komplexes Geflecht lokaler Initiativen und regionaler Perspektiven entwickelt und spiegelt ein Planungsethos wider, das tief in der Region selbst verankert ist und die ihr innewohnenden Fähigkeiten hervorhebt.

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Erkundung des bestehenden Lebens und der Lebendigkeit in zahlreichen Gebieten der Region. Vor allem die Hafenstädte, die sich oft einer reichen, geschichtsträchtigen Identität rühmen können, sind ein eindrucksvolles Beispiel. Auf dieser Grundlage haben wir uns darauf konzentriert, die Initiativen zum Winterschwimmen in der Region zu erfassen. Diese lokal verankerten Bemühungen werfen ein Schlaglicht auf bestehende Aktivitäten, die außerhalb der traditionellen Sommermonate florieren.
Im Kern geht es bei diesem Projekt um die Erkenntnis, dass gelebte Erfahrungen unser Verständnis von regionaler (ungleichmäßiger) Entwicklung tiefgreifend prägen. In Anlehnung an das aufkeimende Feld der Geografien der Verkörperung und der Begegnungen untersucht unsere Studie das komplizierte Zusammenspiel zwischen Individuen und ihrem Einfluss auf die regionale Entwicklung, und zwar durch das Prisma ihrer gelebten Erfahrungen.
Unsere vorläufigen Ergebnisse bestätigen das entschlossene Engagement der Region für die Förderung von Vereinen und Basisinitiativen von Grund auf. Wir sind gespannt darauf, dieses Vorhaben auf ein breiteres Spektrum von Bereichen auszudehnen, um das lebendige Bild der Region noch weiter zu schärfen.

Verfasst von Anders Lund Hansen, Lasse Koefoed & Astrid Laura Dam Jensen

Bei einem gemeinsamen Stadtrundgang durch das Neustädter Entwicklungsgebiet Hafen und Bahnhofsumfeld sowie im Rahmen eines Austausches im Bauamt der Stadt Neustadt in Holstein wurden sowohl die Chancen der Hinterlandanbindung durch die Feste Fehmarnbeltquerung als auch Fragen der Flächennutzung und des Flächenverkaufs sowie der Entwicklung von Gewerbeflächen und Logistikparks diskutiert. Auch Möglichkeiten zur Vermeidung von Transiträumen und Vernetzungsformate wurden thematisiert.

Ein Stadtrundgang durch Neustadt 

Notitzen aus dem Besuch in Neustadt

In der öffentlichen Diskussion um die Feste Fehmarnbeltquerung stehen vor allem Fragen der notwendigen Hinterlandanbindung und der Schieneninfrastruktur im Vordergrund. Obwohl die Bauarbeiten auf Fehmarn und in Rødby bereits begonnen haben, bestehen in den Regionen des sogenannten Hinterlandes verschiedene Unklarheiten und es mangelt an transparenter Kommunikation.

Offene Fragen sind z.B. die notwendige Flächeninanspruchnahme durch die Schieneninfrastruktur, wodurch Ländereien in Anspruch genommen werden. Umgekehrt erfordert dies den Verkauf durch Landwirte, wobei es nicht nur um Grund und Boden, sondern vor allem um Existenzen geht. Gleiches gilt für den Umgang mit der freien Landschaft, wenn Gewerbegebiete und Logistikparks entlang der Autobahn geplant und entwickelt werden. Es scheint an vorausschauenden und konstruktiven Ansätzen sowie an Transparenz zu fehlen.

Die Hinterlandanbindung führt auch dazu, dass regional bedeutsame Schienennetze - wie die Bäderbahn in Ostholstein - aufgegeben werden. Diese Aufgabe betrifft nicht nur Tourist:innen, sondern auch die Pendler:innen der Region. Gleichzeitig verlieren die ostholsteinischen Bäder damit ihre schnelle und umweltfreundliche Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese Unschärfen machen deutlich, dass die Regionen und Städte Ostholsteins nicht zu reinen Transitorten werden dürfen. Vielmehr sollten die Qualitäten der Orte in die Planung der Gesamterschließung einbezogen und mit ihnen behutsam umgegangen werden.

Neben den Unsicherheiten und vielleicht auch der mangelnden Transparenz ist aber für einige Orte und Städte schon heute klar, dass sie von der Festen Fehmarnbeltquerung und der Hinterlandanbindung profitieren werden, weil sie besser angebunden, besser erreichbar und besser vernetzt sein werden und gleichzeitig keine erhöhten Lärmemissionen befürchten müssen.

Grundsätzlich ist zu betonen, dass es derzeit noch an einem räumlichen Verständnis für die Region und die Entwicklungschancen fehlt, da vor allem die Dringlichkeit und die negativen Folgen der Hinterlandanbindung sowie die Möglichkeiten der Vermeidung im Vordergrund stehen. Daher ist es notwendig, Transparenz zu schaffen, Menschen und Räume zusammenzubringen und zu vernetzen. Um eine solche Vernetzung zu erreichen, bedarf es geeigneter Formate, in denen sich Menschen informell zusammenschließen und Städte, Gemeinden und Orte über fachliche Netzwerke wie z.B. ein gemeinsames Hafennetzwerk zusammenfinden.

Beigetragen von Anika Slawski & Anna Sofie Hvid

Partnerships

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